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Übergewicht (Adipositas)

Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO ist Übergewicht (Adipositas) das grösste chronische Gesundheitsproblem und betrifft mehr als 1/3 der Erwachsenen in den Industrienationen. Neben genetischen (z. B. ob-Gen, Leptin) sind auch Umwelt-Faktoren für das Entstehen wichtig.

Definition

bigmac.jpgMittels Body-Mass-Index (BMI) lässt sich auf Grund von Grösse und Gewicht berechnen, ob Übergewicht vorliegt und wie ausgeprägt es ist.

Als Faustregel für Normalgewicht gilt: Körpergrösse (cm) minus 100 = Normalgewicht (kg); das Idealgewicht liegt - wiederum als Faustregel - nochmals um 10 % tiefer. Eine Bauch-betonte Fettverteilung ist zudem ungünstiger als eine Taillen-betonte.

Eine Gewichtsabnahme ist dringend zu empfehlen bei einem BMI ≥ 30 kg/m2 bzw. bereits ≥ 25 kg/m2, falls gleichzeitig andere Risikofaktoren oder durch Übergewicht verursachte Krankheiten vorliegen. 

Folgeschäden

Diabetes Mellitus, arterielle Hypertonie, erhöhte Cholesterin- und Harnsäure-Werte, degenerative Gelenks-Erkrankungen, Schlafapnoe, Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Venenleiden, Leber- und Gallenleiden, Brust- und Gebärmutter- sowie Dickdarmkrebs, Hautinfektionen, psychosozialer Leidensdruck.

Vorbeugung

Körperliche Aktivität, bewusste Ernährung.

Behandlung

Ziele

  • Langfristiger Gewichtsverlust 
  • Langsame, kontinuierliche Reduktion um 5 - 10 % des Gewichts (meist 5 - 10 kg)
  • Stabilisierung des Erfolgs für mindestens 1 Jahr 
  • Stärkere Verringerung bei sehr hohem Ausgangsgewicht oder Begleiterkrankungen
  • Ausbau der körperlichen Aktivität, Verbesserung der Beweglichkeit, bewusste Ernährung 
  • Besserung von Gesundheitsstörungen 
  • Steigerung des Wohlbefindens und des Selbstwertgefühls

Nutzen (bei Abnahme von 5 - 10 kg)

  • Spürbare Besserung von Atemnot, Schwerfälligkeit, Schlafapnoe, Rücken- und Gelenkschmerzen 
  • Verbesserung von Blutdruck, Blutfetten und Blutzucker 
  • Lebensqualität und -Erwartung steigen 
  • Bedarf an Medikamenten, Arztkonsultationen und Therapien sinkt

Behandlungs-Möglichkeiten

Wichtigster Grundsatz: Erfolg ist nur bei entsprechendem Willen des Patienten möglich, die Lebensgewohnheiten schrittweise und langfristig zu ändern.
Oft ist zusätzlich zur hausärztlichen Betreuung der Beizug einer diplomierten Ernährungsberaterin sinnvoll. Auskunft über im konkreten Fall geeignete Massnahmen gibt Ihnen gerne Ihr Arzt.

Verhaltenstherapie

  • Essverhalten analysieren (was kaufe ich ein, wie koche ich, wie oft esse ich, welches ist meine Hauptmahlzeit, wie schnell esse ich und vieles mehr)
  • Ehrliche Analyse ermöglicht das Erkennen von Fehlverhalten und die Einübung von vernünftigen Essgewohnheiten

Diät

  • Grundvoraussetzung: die Kalorien-Aufnahme muss kleiner sein als der Verbrauch, sonst ist ein Abnehmen unmöglich
  • Faustregel: Reduktion der Kalorienmenge um ca. 1/3 (500 - 1000 kcal/d) anstreben
  • Faustregel: max. Kalorienbedarf beim Abnehmen: Gewicht x 24 x 2/3 = Kalorien
  • in den ersten 3 - 6 Monaten sind so 0,5 - 1 kg Gewichtsreduktion pro Woche möglich
  • weitere Gewichtsreduktion nur noch langsamer möglich (Körper verbraucht jetzt weniger Kalorien)
  • auch bei erreichtem Zielgewicht weiter Kalorien-begrenzte Ernährung nötig, um das Gewicht halten zu können

Nahrungsgewichtung

  • Reduktion Fett-Konsum (versteckte Fette, Süssigkeiten, Gebäck!)
  • Fettarme Produkte, möglichst wenig Koch- und Streichfette
  • Kohlenhydrate wie Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis: massvoll erlaubt (Zubereitung fettarm)
  • Gemüse und Salat: in beliebiger Menge (Zubereitung fettarm)
  • Kalorienarme/-freie Getränke; alkoholische Getränke nur in kleinen Mengen
  • mind. 1,5 - 2 Liter trinken pro Tag

Körperliche Aktivität

  • Mehr Bewegung im Alltag (Treppe statt Lift, zu Fuss/mit dem Velo statt mit dem Auto einkaufen etc.)
  • besonders geeignete Sportarten: Velofahren, Schwimmen, schnelles Gehen, Wandern, Gymnastik
  • anfangs nur geringe Belastungsintensität mit langsamer Steigerung (3-5 x pro Woche 30-45 Minuten, z.B. zügiges Gehen)
  • Als Faustregel kann gelten:
    - Puls pro Minute soll einen Wert von «180 minus Alter» nicht übersteigen
    - Je nach Trainingsziel kann annäherungsweise die anzustrebende Herzfrequenz auch wie folgt abgeschätzt werden:
    - Ziel «stabile Gesundheit»: 50 - 60 % der maximalen Herzfrequenz
    - Ziel «aktiver Fettstoffwechsel»: 60 - 70 % der maximalen Herzfrequenz
    - Ziel «verbesserte Fitness»: 70 - 85 % der maximalen Herzfrequenz,
     dabei wird die maximale Herzfrequenz berechnet aus «220 minus Alter»
Bedenken Sie jedoch, dass trotz all dieser Zahlenspielereien letztlich Ihr Wohlbefinden im Vordergrund steht und Sie mit folgender Faustregel auch ohne Pulsuhr oder andere vermarktete Hilfsmittel genauso zum Ziel kommen werden: Am Ende der Belastung sind Sie etwas ausser Atem und müde, evt. schwitzen Sie leicht.

Medikamentöse Therapie

  • grundsätzlich nur bei fehlendem Erfolg durch andere Massnahmen
  • Es existieren verschieden wirkende Präparate, welche unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden, z.B.: Orlistat (Xenical®, Hemmung der Fettresorption im Darm; Einfluss auf Essverhalten durch unangenehme Fettstühle bei übermässigem Fettkonsum), Liraglutid (Victoza®, primär als Mittel gegen Diabetes eingesetzt).

Chirurgische Therapie

  • Gastric banding- oder Magenbypass-Operation
  • nur bei sehr starkem Übergewicht (BMI je nach Situation ≥ 35 bzw. ≥ 40)
  • nur nach ausführlicher Besprechung mit einem erfahrenen Spezialisten für diese Behandlung

Alternative Heilmethoden

  • Für alternative Heilmethoden wie Hypnose, Akupunktur oder Akupressur liegt kein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis vor.
  • Achtung vor Radikalkuren/Formula-Diäten (Eiweiss-Pulver):
    - bestehen meistens aus sehr einseitigem Nahrungsangebot, daher nur kurze Zeit anwendbar
    - kein dauerhafter Erfolg zu erwarten, können langfristige Ernährungsumstellung nicht ersetzen (Körper «verteidigt» sein Gewicht -> rascher Gewichtsanstieg nach Diätende)
  • gesundheitlich nicht unbedenklich, v.a. wenn bereits andere Krankheiten bestehen
  • gewarnt werden muss insbesondere vor «Wundermitteln» (oft zu Phantasiepreisen)
(Angaben in Anlehnung an die deutschen, europäischen und WHO-Richtlinien zur Behandlung des Übergewichts)